Im Interview beschreibt Grischka Voss (55) ihre erste Begegnung mit den Wechseljahren – und wie sie mit den Beschwerden umgeht.
Grischka Voss
Schauspielerin, Autorin und Regisseurin
© TERESA MARENZI
Grischka, wann hatten Sie erstmals mit den Wechseljahren zu tun?
Nach Aufführungen meines Ein-Frau-Stückes «Bulletproof» über die Lust der Frau und ihre ständige Unterdrückung, legten mir meine Zuschauer:innen immer wieder ans Herz, auch die Wechseljahre auf die Bühne zu bringen. Ich stellte das Thema jedoch erst mal hintenan, schliesslich hatte ich mit Ende 40 noch nichts mit den Wechseljahren zu tun – dachte ich. Nur ein halbes Jahr später wachte ich mit starken Gelenkschmerzen auf, die mich seitdem morgens quälen.
War Ihnen klar, dass die Wechseljahre dahintersteckten?
Darauf brachte mich erst das Internet. Meine Gynäkologin bestätigte meine Recherche, nachdem sie meinen Hormonstatus ermittelt hatte. Ich war demnach in der zweiten Phase der Wechseljahre: Perimenopause. Noch im Wartezimmer suchte ich nach Informationen – Wechseljahre, was heisst das denn jetzt? Und was kann ich gegen meine Beschwerden tun? Ich fand dort leider nichts. Die Bücher, die ich dann las, zeigten die Wechseljahre oft als Übel, das uns Frauen heimsucht – Beschwerden aller Art inklusive. Ich stieg tief ins Thema ein, interviewte Frauen von Ende 30 bis 80 plus zu ihren Erfahrungen mit den Wechseljahren. Was ich hörte, machte mich wütend. Die Wechseljahre sind bis heute ein Tabuthema.
Austausch? Wenn, dann nur hinter vorgehaltener Hand. Entsprechend wenig wissen viele Frauen und leider auch viele Frauenärzt:innen darüber – und entsprechend hoch ist bei vielen Betroffenen der Leidensdruck. Das wollte ich ändern und brachte mein Ein-Frau-Stück zum Thema Wechseljahre zunächst in Wien auf die Bühne, dann tourte ich damit durch Österreich. Der Zuspruch meines bunt gemischten Publikums, Personen jeden Alters, war gross – und mir gelang es, die Wechseljahre in ein positives Licht zu rücken. Denn sie bringen ja auch viel Positives: Keine Regel mehr, mehr Freiheit, mehr Lust, mehr Erfahrung, mehr Wissen, mehr Können, vieles relativiert sich!
Hatten und haben Sie weitere Wechselbeschwerden?
Permanent Migräne, immer wieder Schwindel und Übelkeit. Ich habe heftige Hitzewallungen, nach denen ich dann auch mein Theaterstück benannte: «F*ing Hot». Hinzu kommen Erschöpfung, Müdigkeit und eine tiefe Traurigkeit. Als am schlimmsten empfinde ich meine geistigen Aussetzer: Mir fehlen immer wieder die richtigen Worte – ein No-Go in meinem Job.
Wie wurden und werden Sie mit den Wechselbeschwerden fertig?
Ich nahm recht schnell bioidentische Hormone, um den zunehmenden Hormonmangel in meinem Körper auszugleichen. Die halfen gut. Auch bestimmte Frauenkräuter wirken positiv. Mit Yoga betreibe ich zudem einen Sport, der Rücksicht auf meine Tagesform nimmt. Gegen trübe Gedanken hilft mir ein Spaziergang in der Natur. Und wenn’s im Kopf mal ganz dicke kommt, rede ich auch mit einer Therapeutin, um wieder den Durchblick und damit Handlungsfähigkeit zu gewinnen.