Lipödem – eine Krankheit, die oft unerkannt bleibt, aber das Leben vieler Frauen massiv beeinträchtigt. Schätzungsweise jede zehnte Frau in der Schweiz ist betroffen, doch viele wissen nicht, dass ihre Beschwerden auf diese schmerzhafte Fettverteilungsstörung zurückzuführen sind. Bereits im Stadium 1 klagen Patientinnen jeden Alters über starke Schmerzen – oft ohne diagnostiziert worden zu sein.

Dr. med. Katrin Lossagk
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Ärztliche Leitung LIPOCURA
Woran erkennt man das Lipödem?
Typisch ist eine unproportionale Fettverteilung, die meist zuerst an Beinen und Armen auftritt. Hände und Füsse bleiben schlank – ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Adipositas. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es häufig zu Wassereinlagerungen und Gewebeverhärtungen. Viele Patientinnen klagen über Druckgefühl, Berührungsempfindlichkeit und Schmerzen.
Wie unterscheidet sich das Lipödem von Übergewicht?
Übergewicht entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch. Im Gegensatz zu Übergewicht ist das Lipödem nicht durch gezielte Diäten und Bewegung zu beeinflussen. Lipödempatientinnen können nur wenig auf die Erkrankung einwirken und vor allem bei einem reinen Lipödem keine Formveränderung der Beine und Arme erzielen.
Welche Rolle spielen Hormone?
Hormone spielen eine Schlüsselrolle. Viele Patientinnen bemerken die ersten Symptome in Phasen hormoneller Veränderungen, zum Beispiel während der Pubertät, einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Auch kann emotionaler Stress durch eine übermässige Produktion von Cortisol oder das Ab- und Ansetzen von Kontrazeptiven sogenannte Lipödemschübe auslösen.
Was können Frauen im Verdachtsfall machen?
Nicht verzweifeln – frühzeitig Klarheit schaffen. Als ersten Schritt kann man bei Verdacht auf ein Lipödem mit einem kostenlosen Selbsttest auf der Website von LIPOCURA (www.lipocura.ch/lipoedem/selbsttest) herausfinden, ob die Symptome tatsächlich für ein Lipödem sprechen. Ist das Ergebnis des Selbsttests positiv, sollte man sich im nächsten Schritt von einer auf Lipödeme spezialisierten Ärztin/einem Arzt untersuchen lassen. Dort erfährt man, ob sich die Verdachtsdiagnose bestätigt und in welchem Stadium man sich befindet.
Warum gibt es LIPOCURA jetzt auch in der Schweiz?
Bereits in den letzten Jahren hatten wir eine grosse Nachfrage von Schweizer Lipödembetroffenen. Wir behandeln seit über 15 Jahren Patientinnen mit unserem ganzheitlichen Therapieansatz und 1600 Operationen pro Jahr, die ausschliesslich von ausgebildeten Fachärzt:innen durchgeführt werden.
Mit unserem neuen LIPOCURA-Standort in Zürich können wir nun endlich allen Patientinnen die gleichen qualifizierten Behandlungsmöglichkeiten bieten. Unser ärztlicher Leiter, Herr Tarek El-Asfar, freut sich auf Sie!
Was raten Sie betroffenen Frauen?
Viele Frauen leiden jahrelang stillschweigend, weil sie denken, es sei «normal», und immer wieder hören wir den Satz: «Ich dachte, ich sei zu dumm zum Abnehmen.» Dabei ist das Lipödem eine ernst zu nehmende Erkrankung, die spezialisierte Hilfe erfordert. Viele Frauen berichten von einer jahrelangen Odyssee und verschiedenen Diagnosen wie Rheuma, Adipositas, Lymphödem oder auch Einbildung.
Zum Schluss: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass dem Lipödem mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und die Patientinnen schneller Hilfe bekommen. Gemeinsam mit Gynäkolog:innen, Phlebolog:innen und Hausärzt:innen können wir das Lipödem schneller diagnostizieren und Frauen ein jahrelanges Leiden ersparen.