Yvonne Köth erhielt mit Anfang 30 die Diagnose Gebärmutterhalskrebs,
der inzwischen metastasierte. Hier erzählt sie, wie der Krebs ihr Leben veränderte und wie sie ihn bis heute in Schach hält.
Yvonne Köth
Gebärmutterhalskrebs-Patientin
Yvonne, wann und wie kam es zu Ihrer Diagnose?
Ich war Ende 2015, damals 32, bei meiner Gynäkologin – ich wünschte mir ein zweites Kind. Bei der Untersuchung machte die Ärztin den jährlichen Zervixabstrich, der auffällig war: IIID2. Ich machte auf Anraten meiner Ärztin einen zweiten Abstrich – der noch schlechter
ausfiel: IVa-p. Bei der ersten Konisation konnte man mir nicht alles veränderte Gewebe entnehmen – auch nicht mit der Rekonisation vier Wochen später. Ich hatte die Wahl, entweder auf Nummer sicher zu gehen und Gebärmutter, Eileiter und Lymphknoten entfernen zu lassen – oder nur den Gebärmutterhals.
Sie hatten einen Kinderwunsch …
Mich davon zu verabschieden, war nicht leicht. Doch mein damals zwölfjähriger Sohn sagte zu mir: «Mama, was soll ich mit einem Geschwisterchen, wenn du dann nicht mehr am Leben bist?» Das gab den Ausschlag, ich ging auf Nummer sicher. 38 Lymphknoten, die mir bei der OP entfernt wurden, waren unauffällig. Ich hatte Glück im Unglück. Eineinviertel Jahre später bekam ich plötzlich Schmerzen. Ich konnte kaum laufen. Der Facharzt, der mein schmerzendes Becken untersuchte, schickte mich mit dem Satz heim: «Sie haben makellose Knochen!» Ich war erleichtert. Doch am nächsten Tag riss mich mein Hausarzt aus dem Glücksgefühl.
Dem Befund des Facharztes zufolge war mein Beckenknochen alles andere als makellos: Ich hatte dort eine Metastase! Es folgten zwei Biopsien, die zweite verlief so schlecht, dass man mir die Metastase nicht ohne grosses Implantat hätte entfernen können. Ich erhielt eine Chemotherapie und Bestrahlungen.
Wie geht es Ihnen heute?
Die Metastase hat sich verkapselt. Ich bekomme alle drei Wochen Antikörper und zusätzlich Spritzen zur Behandlung von Knochenmetastasen. Bislang hält das den Krebs in Schach. Ich habe chronische Schmerzen bei jedem Schritt, leide an Fatigue, Lymphödem und Depression. Ich kann nicht arbeiten und vermisse meinen Job als Bürokauffrau sehr. Ich fühle mich mitunter nutzlos. Meine Beziehung ging in die Brüche.
Was holt Sie aus dem Bett?
Ich habe Lieblingsmenschen, für die ich aufstehe. Mein Arzt riet mir zudem zu einem Hund, damit ich mich wegen der Schmerzen nicht vor der alltäglichen Bewegung drücken kann. Ich entdeckte Makramee für mich, um meine Polyneuropathie in den Fingern zu mildern. Inzwischen habe ich daraus mein kleines Business «Glückselemente» entwickelt, das mir meine Erwerbsminderungsrente aufbessert. Im Januar, dem Gebärmutterhalskrebsmonat, startete ich meinen Blog «Lachen gegen Krebs». Dort und auf Instagram informiere ich Frauen mit dem gleichen Schicksal und bringe sie in den Austausch.
Was raten Sie anderen Frauen und Betroffenen?
Leben Sie jeden Tag, als gäbe es kein Morgen! Nehmen Sie die Krebsvorsorge ernst! Und lassen Sie sich und Ihre Kinder impfen!
HPV – Wissenswertes
• Humane Papillomaviren (HPV) werden bei direktem Hautkontakt übertragen (Sex).
• Gelingt dem Körper die Virenabwehr nicht, können Genitalwarzen (Feigwarzen), Oralwarzen, Gebärmutterhals-, Anal-, Penis-, Vaginal- und Vulvakrebs entstehen.
• In der Schweiz gilt Gebärmutterhalskrebs als der häufigste HPV-bedingte Krebs: Jährlich wird bei etwa 5’000 Frauen eine hochgradige Vorstufe davon diagnostiziert, im Schnitt erhält täglich eine Frau die Diagnose Gebärmutterhalskrebs, 80 sterben pro Jahr daran.
• Die kostenlose HPV-Impfung wird allen 11- bis 14-Jährigen empfohlen (Nachholimpfung für 15- bis 26-Jährige).
• Regelmässiger Zervixabstrich (Pap- Test) dient der Früherkennung.
• «Safer Sex» (Kondom) schützt nur zu etwa 70 % vor HP-Viren.
Instagram: @lachen_gegen_krebs