Wir bringen unsere Patient:innen von der klassischen Behandlung ins eigene Handeln!
Im Interview berichten der Gründer und Chefarzt des Brustzentrums Rheinfelden*, Maik Hauschild, und seine langjährigen Kolleginnen, die Leitende Ärztin Rosa Jochim-Maier und die Oberärztin und Leiterin der Integrativen Medizin Stefanie Stirnberg, wie sie hochmoderne Schulmedizin und Verfahren aus der Komplementärmedizin kombinieren, um ihren Patient:innen das Bewältigen ihrer Krebserkrankung zu erleichtern.
Dr. med. Maik Hauschild
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Chefarzt
Dr. Hauschild, Sie gründeten das Brustzentrum Rheinfelden – was war Ihre Vision?
Ich war mit 40 ein «hoffnungsloser Schulmediziner », der sich immer häufiger fragte, ob es neben der konventionellen Therapie nicht noch mehr gibt. Als dann zunehmend Studien zu komplementärmedizinischen Verfahren erschienen, die deren Wirkung belegten, beschäftigte ich mich mehr damit. Denn zugleich liess sich ein grosses Interesse seitens der Brustkrebspatient:innen daran beobachten: Etwa 80 Prozent von ihnen interessierten sich für Komplementärmedizin und die Hälfte davon nahm entsprechende Angebote in Anspruch – oft, ohne dass wir behandelnden Ärzt:innen davon wussten!
Ich wollte die schulmedizinischen Möglichkeiten zur Brustkrebstherapie mit Naturheilverfahren kombinieren, um so eine individuelle, ganzheitliche Behandlung anzubieten, die den Patient:innen die Krankheitsbewältigung erleichtert und insbesondere die Nebenwirkungen der konventionellen Krebsbehandlung mindert.
Dr. med. Stefanie Stirnberg
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Oberärztin,
Leiterin Integrative Medizin
Dr. Stefanie Stirnberg, welche komplementären Behandlungen bieten Sie an und was bringen diese Ihren Patient:innen?
Wir integrieren wissenschaftlich begründete und in ihrer Wirkung belegte Naturheilverfahren in die schulmedizinische Brustkrebsbehandlung. Wir setzen unter anderem auf Phytotherapie inklusive Misteltherapie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit Akupunktur und auf Aromatherapie. Hier arbeiten wir unter anderem mit Auflagen, Wickeln, Riechstiften und Einreibungen. Damit lindern wir die Nebenwirkungen der konventionellen Brustkrebsbehandlung und helfen Patient:innen dabei, diese besser zu verkraften. Eine wichtige Rolle spielt die Mind-Body-Medizin, eine neue Form der Stressmedizin. Wir begleiten unsere Patient:innen auf Wunsch im Rahmen unseres Mind-Body-Medizin-Kurses nach der stationären Therapie weiter und zeigen ihnen, wie sie ihre Gesundheitsressourcen nachhaltig aktivieren können: Mit der Mind-Body-Medizin lernen die Kursteilnehmenden ungesunde Gewohnheiten ab- und sich gesündere zuzulegen, sich gesund zu ernähren, sich regelmässig zu bewegen und alltäglichen Stress unter anderem durch Achtsamkeit (mindfulness based stress reduction) zu bewältigen. Ein weiterer Schwerpunkt des Kurses liegt auf der Vermittlung von Empathie und Selbstmitgefühl. Wir verhelfen unseren Patient:innen quasi von der klassischen schulmedizinischen Behandlung über eigenes alltägliches Handeln zu einer besseren Lebensqualität.
Dr. med. Rosa Jochim-Maier
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Leitende Ärztin
Dr. Rosa Jochim-Maier, was beobachten Sie im Klinikalltag – wie nehmen die Patient:innen Ihr integratives Angebot an?
Mit grossem Interesse! Unser gesamtes Team ist mit Feuer und Flamme dabei und in Sachen Komplementärmedizin geschult. Viele naturheilkundliche Verfahren haben wir sogar selbst ausprobiert – wir sind also Überzeugungstäter:innen. Das macht uns und unser ganzheitliches Vorgehen glaubhaft. Unsere Patient:innen nehmen die Angebote gerne wahr und profitieren davon, zum Beispiel bei postoperativen Beschwerden wie einem Hämatom, Übelkeit oder Verdauungsproblemen. Wir beobachten, dass sich die Liegezeit während des stationären Aufenthalts um zwei bis drei Tage verkürzt – was nicht nur ein medizinischer Erfolg ist, sondern auch ein wirtschaftlicher. Dank unserer integrativen Behandlung klagen unsere Patient:innen zudem seltener über Schmerzen und benötigen demnach auch weniger Schmerzmittel. Grundsätzlich berichten uns die Patient:innen ausserdem seltener von Ängsten.
* zertifiziert von der Krebsliga Schweiz, der Deutschen Krebsgesellschaft und dem Verein für integrative-kliniken.ch